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Barkeeper oder Bartainer

Autorenbild: BarCodeBarCode

 

Echte Barkeeper stechen aus der Flut an Bartainern immer mehr heraus. Gäste wissen dies nun erstmals seit Generationen nicht nur zu schätzen, sondern auch den Unterschied zwischen Akrobatik und Handwerk zu verstehen.

 

Seit dem Mittelalter der Cocktail Kultur, als plötzlich die Discotheken entstanden und die Tanzfläche interessanter wurde als die Bar, ging es über mehrere Generationen stark bergab mit dem handwerklichen Beruf des Barkeepers.

Um die Aufmerksamkeit der Gäste wieder zurück zu erlangen bemühte man sich immer mehr mit beeindruckender Akrobatik und bunten Farben den Gast wieder auf den Barhocker zu bekommen.

Das Jonglieren mit Flaschen ist eines der größten Merkmale dieser Zeit geworden und wurde leider zum Symbol eines Barkeepers.


Wie Abstrakt es doch wäre, wenn der Koch mit den Pfannen oder der Service mit Kugelschreibern jonglieren würde.


Die Barkeeper hatten jedoch mit der Disco und Musik einfach die richtige Atmosphäre um sich selbst in Szene zu setzen.

Jonglieren allein reichte jedoch nicht aus. Die Bar oder Drinks wurden angezündet und auch das Feuerspeien wurde aus dem Zirkusprogramm kopiert.

Jedoch auch die Gäste waren in der goldenen Zeit der Clubs und Diskotheken kaum noch an gepflegter Getränkekultur interessiert. Es musste bunter und leuchtender werden und an den Rändern der Gläser türmten sich Dekorationen dem Himmel entgegen. In diesenn Obstkörben sammelten sich Sirupe und süße Liköre. Harte und billige Spirituosen konnten somit durch ausreichend Zucker darin ertrinken. "Es muss Knallen, aber man darf den Alkohol nicht schmecken" war das Motto.

 

Von der Cocktail Schale zum Obstkorb

 

Hielten zuvor Die Stars wie Frank Sinatra oder Marilyn Monroe noch elegante Cocktails in kleinen Schalen zwischen zwei Fingern, waren es nun hoch dekorierte riesige Gläser mit Strohalmen, um beim Tanzen besser die bunten Säfte daraus trinken zu können.

Jetzt war es dann auch so weit. Der Aufbau und das Handwerk der Getränke wurden so stark ignoriert, dass jedes Getränk was man bestellte nur noch Cocktail hieß. Das natürlich nicht jeder gemixte Drink sich Cocktail nennen kann kommt erst langsam wieder als Fachwissen zurück in die Bars. Immerhin nennt der Koch auch nicht jedes Reisgericht "Sushi".


Wann ist ein Cocktail ein Cocktail oder was muss beachtet werden, damit ein Getränk zur Kategorie Sour zählt. Immer mehr Bars haben Barkeeper, die diese Fragen endlich wieder beantworten können. Wissen Sie wie der Aufbau von folgenden Kategorien lautet?

 

Cocktail

Smash

Sour

Fizz

Collins

Colada

Mary

Sirup Spritz

Likör Spritz

Destilled Spritz

 

Um nur ein paar sehr gängige zu nennen. Wer den Aufbau der Getränke kennt, müsste nie wieder Rezepte auswendig lernen. Auch Gäste würden sicherer und gezielter bestellen können, wäre ihnen dies bewusst.


Ein Risotto in der Küche hat einen klaren Aufbau, damit es Risotto heißen darf. Die Kreativität geht hier dennoch nicht verloren. Spargel Risotto oder Pfifferling Risotto oder Mango Risotto… Köche und Barkeeper können sich trotz Regeln im Handwerk nahe zu unendlich in der Vielfalt austoben.


Die Zeiten dieses Thema jedoch anzusprechen sind noch sehr stürmisch. Immerhin haben mehrere Generationen in Schulen die Pina Colada mit Sahne oder den Cuba Libre mit braunen Zucker so wie andere Rezepte falsch auswendig lernen müssen.


Im aller schlimmsten Fall haben viele Barkeeper Cocktailkurse mit Google-Wissen und sinnloses Rezepte auswendig lernen für Tausende von Euro absolviert. Sie lernten einen Beruf in wenigen Tagen, im besten Fall Wochen und erhielten Diplome.


Natürlich ist dies im normalen Beruf nie möglich. Es braucht Jahre mit Getränkekunde und Marketingfreies lernen von Kaffee, Bier, Wein, Spirituosen, Säften, Limonaden, Wasser, Tees, oder anderen Sparten. Jede Sparte für sich ist so groß, dass es dafür spezialisierte Sommelier-Titel gibt. Natürlich kann man das nicht in so kurzer Zeit alles auch nur ansatzweise lernen um es als Ausbildungsberuf anerkennen zu können.

 

Das 3000 € Diplom nach 7 Tagen

 

Das größte Problem ist jedoch nicht dem für 3000 Euro in 7 Tagen Diplomierten Barkeeper vorsichtig bei zu bringen, dass dies keine gute Investition war. Problematisch wird es erst richtig im Internet. Dieses ist seit seiner Entstehung gefüttert worden mit Einträgen von Show-Bartainer-Wissen. Zur Zeit der ursprünglichen Cocktail Kultur gab es das Internet noch nicht für die Gesellschaft.

Dieses alte Wissen mit der neuen eher alkoholärmer trinkenden Generation wieder geordnet in Kategorien an zu legen ist eines der größten Herausforderungen für die Bars. Dies hat jedoch schon erfolgreich begonnen und wird im Studium auf der Plattform von Gastronomy-Quality wieder fachlich unterrichtet.


Dennoch hat sich in den letzten 40 Jahren der Beruf des Barkeepers so stark verändert, dass man diesen nicht mehr als Barkeeper benennen kann. Somit unterscheiden wir zukünftig in die von der Gesellschaft gefeierten Bartainern, welche sich auf das von Marken und Marketing unterstütztes Entertainen fokussieren und stark trainieren und den Barkeepern, welche sich auf Getränkekultur und Fachwissen weit ab des Marketingmärchenwaldes konzentrieren.

Wahrscheinlich sind Barkeeper somit nur aktuell 1% des Weltweiten Berufsbildes, aber es werden langsam wieder mehr.

 

Auch der Bartainer ist Teil der Kultur

 

Ob Ihre Bar einen Bartainer hat, finden sie meist heraus in dem sie die Cocktailkarte lesen und feststellen, dass alle gemixten Drinks dort einfach Cocktails genannt werden. Das dieser mehr Zeit für Rauch und Seifenblasen oder Deko verwenden als für den Drink an sich und man viel Marketingwissen und Massenprodukte an den Gast bringt.

Diese Form der Bars feiern in der Zeit von Social-Media durch Fotos, Videos und dem Einfluss großer Marken natürlich große Erfolge, die wir diesen auch gönnen.


Es wäre doch recht langweilig in einer so schnelllebigen Zeit, wenn wir diese unterhaltenden Formen von Bars nicht mehr hätten. Denn der Bartainer spiegelt dieses von Marken gesteuerte Business perfekt wieder und unterhalten täglich damit hunderte von Gästen die hier Applaudieren, oder besser gesagt ein moderne Kompliment hervorbringen in dem Sie die Show: Fotografieren, senden und im Internet teilen.



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